Tantrismus Kastensystem Lamaismus Mahayana Buddhismus Hinduismus


Religionsverschmelzung


Die Religionsverschmelzung zeigt sich besonders im Kathmandu -Tal.
So ist es natürlich, daß Bildnisse von Hindu-Göttern in buddhistischen Tempeln stehen und umgekehrt buddhistische Stupas in hinduistischen Tempeln zu finden sind.
Das shivaitische Fruchtbarkeitssymbol lingam (Phallus), das auf der Basis 'yoni' (weibl. Organ) steht, wird von den Buddhisten als 'flammender Lotus aus heiliger Quelle' umgedeutet, während für den Hindu Lingam und Yoni die fundamentale Einheit des Männlichen und Weiblichen in der Zeit vor der Schöpfung ausdrücken. Im wichtigsten hinduistischen Tempel, Pashupatinath, wird der Shivalingam einmal im Jahr mit einer Maske Buddhas bedeckt.
Im Swayambhunath huldigen Hindus dem Gott von Swayambhunath als Sambu (=Shiva), obwohl Swayambhunath durch den großen Stupa auf den ersten Blick ganz als budhistische Domäne erscheint und für die Buddhisten Swayambhu=Buddha ist. In Pashupatinath und Swayambhunath, den wichtigsten Heiligtümern des Kathmandu - Tals, wird der 'Gott von Anbeginn' verehrt. Adibuddha und Adishiva vereinigen sich in Adinatha zu einem Gott, der von beiden Gemeinden anerkannt wird.
Männliche Göttergestalten tendieren dazu, in Lekesvara/Matsyendranath, einer Verschmelzung aus Shiva, dem Yoga-Heiligen Matsyendranath und dem Bodhisattva Avalokitesvara, aufzugehen, während weibliche Gottheiten in shivaitischer Sicht mit Kali/Durga, in buddhistischer Sicht mit Tara, den bedeutendsten weiblichen Bodhisattva, verschmelzen.
Die Göttin Guhyesvari wird von allen Newar, gleich welcher Religion, verehrt. Für die Buddhisten ist sie die höchste Göttin auf gleicher Ebene mit Adi-Buddha (Swayambhu).
Weibliche Götter werden häufig als Varianten der Großen Mutter aufgefaßt, eine Vorstellung, die besonders durch den Tantrismus geprägt wurde.

Kastensystem

Erst im 14.Jhd. wurde durch den König Jayasthimalla (1382-1395) im Zuge einer starken Hinduisierung des landes eine Kastengesetzgebung geschaffen, an die jeder gebunden war. Vorher hatten Kastengesetze nur bei aus Indien eingewanderten Kastenabgehörigen bestanden. Er schaffte damit eine geschlossene Gesellschaft, eine nepalesiche Kultur, die sich deutlich von den Nachbarländern abhob. Wie in Indien gabe vier Hauptkasten:
Die Brahmanen (auf nepalisch 'Bahun')
die Kshatriyas (nepalisch 'Chetris')
die Vaishyas
und die Sudras
und viele Unterkasten. Die Kastenzugehörigkeit ist am Namen zu erkennen, z.B. zeigt der Namen des Königs Birenda Bir Bikram Shah Dev durch den Namen Shah seine Zugehörigkeit zur Chetrikaste an. Auch Buddhisten sind in Nepal ins Kastensystem integriert. Es gibt rein buddhistische und hinduistische Kasten, die religionsübergreifend sind.
Die Newar besitzen ein intra-ethnisches Kastensystem. Hinduismus uns Buddhismus sind in der Newarischen Kastenordnung gleichwertig integriert, sodaß in der Gesellschaftsordnng konfessionelle Unterschiede keine Rolle spieln. Traditionsgemäß sind Berufe an bestimmte Kasten gebunden, die Zugehörigkeit wird patrilinear vererbt, Die Kasten waren hier nie stark voneinander abgegrenzt wie im indischen Kastensystem.
Es ist sogar möglich durch Heirat die Kastenleiter eine Stufe aufzurücken. Dies trifft jedoch nur auf die Bauern- und Händlerkaste zu. Der Grund dafür liegt darin, daß die Händler durch den Wegfall des Tibet - Handels eher verarmt sind, während die Bauern ihren Wohlstand erhielten. Für einen höherkastigen Händler lohnt es sich deshalb, eine niedrigkastige Bauerntochter zu heiraten, die Kinder gehören dann zur Händlerkaste, während die Frau ihre Kastenzugehörigkeit behält. Da mit der Katenzugehörigkeit auch immer bestimmte Essensvorschriften verbunden waren, durfte dieser höherkastige Ehemann kein von seiner Frau zubereitetes Essen zu sich nehmen, um nicht seine Kastenzugehörigkeit zu verlieren. Wie das dann in der Praxis aussah, wäre interessant zu wissen.

Fragen & Anregungen
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