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Mahyana Buddhismus


Der Mahayana Buddhismus geht davon aus, daß vor dem historisch bezeugten Buddha schon viele andere Buddhas gelebt und die gleiche Lehre verkündet hätten. Außerdem erwarten die Mahayana-Buddhisten ebenso wie die Hindus ihren Kalkinavatar (Inkarnation Vishnus), den Buddha der Zukunft, den Maitreyabuddha. Der Mahayanabuddhismus stellt sich einen Ur-Buddha bzw. ein Ur-Prinzip, Adi Buddha, vor, aus dem die fünf Dhyani Buddhas entstammten. Die Dhyani Buddhas werden als die 5 Elemente, aus denen der Kosmos besteht, oder als die Hauptformen der Energie des Buddha-Wesens betrachtet. Zu jedem dieser 5 Dhyani-Buddhas gehört eine Familie, bestehend aus seiner Buddhashakti (weibl. Buddha) und den Bodhisatvas, die als Söhne des Dhyani-Buddhas mit seiner Buddhashakti angesehen werden. Die Familienangehörigen eines Dhyani-Buddha tragen als Erkennungszeichen im Kopfschmuck eine Miniaturfigur ihres jeweiligen Dhyani-Buddha. Die fünf Dhyani-Buddhas sind:
Vairocana
Aksobhya
Ratnasambhva
Amitabha
Amoghasiddha
Das Bardo Thödol, das Totenbuch der Tibeter, gibt noch eine weitergehende, mehr psychologische Erklärung, die gleichzeitig eine Meditationsanweisung ist, für das Verständnis der 5 Dhyani-Buddhas:
Leiden entseht aus dem Glauben an ein Selbst, eine Folge der Unbewußtheit, des Nichtwissens um das wahre Sein. Die fünf Buddhas stehen für die fünf Weisheiten, die jedoch dem 'falsch Wahrnehmenden als fünf Gifte oder verblendete Gefühle erscheinen'.
Das Bardo Thödol 'soll zur Erkenntnis dieser Projektionen und zur Auflösung der Empfindung eines eigenen Ichs im Licht der Wirklichkeit verhelfen'. Der Vairocana Buddha steht für 'das Grundgift der Verblendung des Unverstandes, der absichtlich nicht versteht' und aus dem sich alle anderen Gifte entwickeln. Die Weisheit ist das Erkennen 'des grenzenlosen, alldurchdringenden Raumes, in dem jedes Ding existiert, wie es wirklich ist.'
Aksobhya zeigt das Gift Aggression oder Haß, das in die dazugehörige Weisheit umgewandelt werden kann, 'die jedes Ding gelassen und unkritisch reflektiert.'
Ratnasambha verdeutlicht das Gift des Stolzes. Sein Gegenmittel ist die 'Weisheit der Gleichheit und des Gleichmuts':
Amitabha symbolisiert Leidenschaft und Verlangen und die damit verbundene Gier. Die damit verbundene Weisheit ist die 'Unterscheidung, aus der Zurückhaltung und Losgelöstheit kommen, mit denen Leidenschaft und Mitleid umgewandelt wird'.
Das mit Amoghasiddhi verbundene Gift ist der Neid. 'Der erleuchtete Aspekt ist die vollendete Wahrheit'.
Durch die Auseinandersetzung mit den 5 Buddhas kann die eigene Buddhaschaft erreicht werden. Ein Boddhisattva ist ein Erleuchtungswesen, das nach der Verwirklichung dieser Tugend die Erleuchtung (Bodhi) erlangt hat. In seinem grenzenlosen Mitleid für die Menschen verzichtet der Boddhisattva darauf, ins vollkommene Nirwana einzugehen, sondern wirkt weiter, bis alle Lebewesen vom Rad der der Wiedergeburt befreit sind.
Deshalb wird der Mahyana-Buddhismus auch als das 'Große Fahrzeug' gesehen, da es um die Erlösung vieler geht, während der Hinayana-Buddhismus, das 'Kleine Fahrzeug', nur an die Erleuchtung des Einzelnen glaubt. Übersehen wird vom Hinayanbuddhismus dabei, daß nach der Legende der historische Buddha bei seiner Erleuchtung, von Mara versucht, darauf verzichtet, gleich ins Nirwana einzugehen, und beschließt, weiterhin zum Heil aller Lebewesen zu wirken. Er war insofern schon ein Boddhisattva, wie ihn der Mahyana-Buddhismus darstellt.

Lamaismus und Tibeter

Die von den ca. 10.000 in Nepal lebenden Tibetern praktizierte Religion ist eine Verbindung aus Mahyana - Buddhismus und der vorbuddhistischen Bon-Religion, die an Geister, Dämonen und Natur Götter glaubte. Auch heute sind diese Elemente noch deutlich an den Wandbildern in den tibetanischen Klöstern und in anderen Darstellungen zu erkennen. Der Mahayana Buddhismus unterscheidet sich vom Hinayana Buddhismus dadurch, daß er an die Erleuchtung vieler glaubt, deshalb Mahayana, d.h. 'Großes Fahrzeug', und der Erleuchtete den Wunsch hat, bei der Erlösung Aller mitzuwirken, und deshalb als Boddhisattva auf der Erde wiedergeboren wird.
Der Lamaismus ist eine ausgesprochene Mönchsreligion. Die leitenden Mönche der Klöster werden meist auch als Inkarnation verstorbener geistiger Lehrer verehrt.
Bis zum 15.Jhd. lag die Ausübung der Religion in den Händen der Rotmützen, und es gab noch kein hierarchisches System mit Dalai Lama und Panchen Lama an der Spitze. Dann kam es zu einer Reformationsbewegung durch die Gelbmützen mit der Einführung eben dieser Hierarchie. Dalai Lama und Panchen Lama teilen sich die weltliche und geistige Macht, die sich aber immer mehr auf den Dalai Lama konzentriert.
Tibet war von 1912 bis zur Gründung der VR China am 1.10.1949 unabhängig unter dem damaligen 13. Dalai Lama, der 1933 starb. Diese Unabhängigkeit schränkten die Chinesen mehr und mehr ein, der tibetische Widerstand war unterlegen, und der 1940 eingeführte 14. Dalai Lama flüchtete in einem großen Trek am 31.3.1959 nach Indien. Das von allen Tibetern anerkannte Oberhaupt lebt heute in Dharamsala in Nordindien. Bis heute flohen etwa 90.000 Tibeter in die Nachbarstaaten Indien und Nepal, von wo etwa zwei Drittel weiterzogen in die USA, Kanada, Schweiz und Groß Britannien. Viele Exil - Tibeter leben heute noch mit dem Wwunsch, nach Tibet zurückzukehren, und die heute in Nepal lebenden Tibeter fühlen sich nicht als vollwertige Bürger anerkannt. Außer in Flüchtlinglagern leben sie in Kathmandu heute meist als Handwerker, Händler und Restaurant-Besitzer. Ihre Sitten unterscheiden sich stark von denen der hinduistischen Nepalis:
Die Frau war in Tibet hochgeachtet, sexuell frei, und Vielmännerei war bei ihnen eine anerkannte Institution. Ähnliches findet man in Resten auch noch bei den Sherpas, Thakalis und Mustang-Bewohnern.
Die Tibeter nehmen ihre Religion sehr ernst. Bester Anschauungsunterricht wird jedem in Swayambhu erteilt, wenn er morgens und abends die Tibeter mit ihren Gebetsmühlen, Mantras murmelnd, dreimal den Berg umrunden sieht oder mit ihnen hoch zum Monkey-Tempel geht.
Astrologie spielt bei Geburt, Namensgebung, Beerdigung eine große Rolle, und das Horoskop wird dabei immer von einem Lama erstellt.
Wichtigstes Werkzeug zur Erlangung der Erleuchtung ist die Meditation und die Kenntnis der Tantas, der heiligen Bücher. Der Lamaismus hat sehr viele Meditationstechniken und -methoden entwickelt, und es besteht die Möglichkeit, sie in Nepal in einem Kloster kennezulernen.
Die zweite herausragende Möglichkeit, sich mit dem Lamaismus zu beschäftigen und seine Meditation zu erlernen, besteht in Dharamsala. Hilfsmittel bei verschiedenen Meditationen sind die Mantras und Mandalas. Mantras sind 'Formeln aus Sanskritwörtern oder -Silben, die im Klang das Wesen einer bestimmten Gottheit ausdrücken'.
Mandalas sind Bilder von Gottheiten oder ihren Symbolen. Bei allen Meditationen gehr es letzten Endes um das Erkennen der eigenen Projektionen und der Lösung aus diesen Projektionen und nicht um das Erkennen eines übernatürlichen Wesens, eines Gottes.


Om mani Padme hum

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